Es ist der 8. Dezember, ich werde mitten in der Nacht wach, genau genommen um viertel vor drei. Die ersten Wehen. Ich tapere zur Toilette, wecke um drei Uhr den Liebsten. Ungewollt etwas unsanft, indem ich das Deckenlicht im Schlafzimmer einschalte, und mit den Worten „Ich glaube, wir fahren mal ins Krankenhaus“.
Die letzten Dinge, wie Ladekabel und Hausschuhe, in die Kliniktasche gepackt, kamen wir um halb vier im Krankenhaus an. Die Wehen waren unregelmäßig stark, aber für mein Empfinden in schon recht kurzen Abständen. Maske aufgesetzt, rein ins Krankenhaus, im Foyer vom Liebsten verabschiedet (der musste erst einmal unten warten) und ich mit dem Aufzug zum Kreißsaal.
Das CTG bestätigte die Wehentätigkeit. Und die Hebamme bei der Untersuchung erfreut: „Da haben Sie ja schon einiges geschafft, der Muttermund ist 7 cm geöffnet. Na klar, dachte ich mir. Seit der ersten Wehe zu Hause waren gerade mal knapp 1,5 Stunden vergangen. Und ich konnte immer noch gut atmen. Erst als mein Mann kurz darauf im Untersuchungszimmer stand und wir in den Kreißsaal umziehen sollten, wurde mir klar, dass es jetzt wohl losgeht.
Eine Schmerzinfusion, heftige Wehen, der Schichtwechsel bei den Hebammen, schwächer werdende Herztöne beim Baby, meine schwindende Kraft, mein irrationaler Wunsch nach einem Kaiserschnitt und eine von Hebamme Nummer 2 an mich gerichtete Ansage, dass ich gar nicht wüsste, wie viel Kraft ich habe, und dass ich das schaffen würde (ich war und bin ihr sehr dankbar dafür!). Mein toller Mann an meiner Seite, den ich bei jeder Wehe gefühlt fast umgetreten habe. Die Ärztin, die von außen dem Baby geholfen hat, sich durch den Geburtskanal zu schieben und letztlich noch meinen Beckenboden betäubte (das war wirklich fies, aber nach Einsetzen der Wirkung eine wahre Erleichterung). Und dann war er da.
Um zehn nach sieben lag unser kleiner Finn auf meiner Brust, gerade mal 4,5 Stunden, nachdem ich zu Hause aufgewacht bin.
Und jetzt: Mehr als einen Monat bist du nun schon alt. Und du stellst unser Leben gewaltig auf den Kopf.
Du hast das schönste Grinsen, wenn du träumst, manchmal ziehst du auch nur verschmitzt einen Mundwinkel nach oben.
Deine ersten beiden Lebenswochen waren ganz schön turbulent und du warst so tapfer. Mussten wir doch nach ein paar Tagen zu Hause noch einmal zurück ins Krankenhaus, diesmal in die Kinderklinik. Du hattest einfach zu viel Gewicht verloren. Wir sind stolz auf dich, dass du dein Geburtsgewicht mittlerweile deutlich überschritten hast und fleißig trinkst.
Du hast aktuell einen 4-Stunden-Rhythmus gefunden, an den du uns lautstark erinnerst. Trinken darfst du aber immer, wann und so viel du willst.
Dein kleiner Finger scheint dein „Anker“ zu sein. Du hältst mit ihm beim Trinken eine Verbindung zum Fläschchen, hältst mit ihm meine Hand fest und streckst ihn mehrmals täglich in die Luft, als wärest du auf Empfang (für was genau, musst du uns dann irgendwann mal erzählen).
Wickeln hast du bisher mit Gebrüll kommentiert, inzwischen geht das aber sogar auch mal ohne einen Mucks.
Auch baden findest du nicht immer gut. Mal genießt du es, mal strampelst du das Wasser aus der Wanne.
Die Kinderärztin sagt, du bist sehr kräftig und willensstark. Du willst schon viel mehr als du kannst. Gleichzeitig hast du aber noch einen recht zarten Körperbau und musst noch zunehmen.
Noch ist dein linkes Ohr dein „Markenzeichen“ (wir lieben es!), aber mal sehen, ob sich das noch etwas ausformt.
Gespannt sind wir auch, ob deine Augen so dunkel bleiben und deine Haare noch dunkel werden. Dann hätte dein Papa sich bei beidem durchgesetzt.
Wenn du aufgeregt bist (so vermuten wir), fuchtelst du ganz wild mit deinen Ärmchen. Vielleicht möchtest du uns irgendwas mitteilen, wir wissen aber noch nicht was.
Am liebsten drehst du dein Köpfchen nach rechts, rollst dich auch meist auf diese Seite. Die erste osteopathische Behandlung hast du super gemeistert. Wir schaffen jetzt alle möglichen Reize, damit du selbstständig zu deiner linken Seite schaust und sich deine Verspannungen lösen.
Wir mussten dich bis zur U3 noch breit wickeln, um deine leichte Hüftdysplasie zu verbessern. Deine Hüfte hat sich inzwischen aber super entwickelt.
Du hast die Angewohnheit, dir einen Finger in den Mund zu stecken. Und das ist meist der Mittelfinger. Warum einfach, wenn‘s auch kompliziert geht.
Ach, es gibt noch so viel mehr zu erzählen. Denn jeder Tag mit dir ist anders. Anders aufregend, anders besonders, auch anders anstrengend. Aber immer schön.
Wir lieben dich, kleiner Finn.
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